Das Dorf Krampe im Kreis Grünberg/Schlesien


Im Jahr 1691 erwarb Michael Horn (1657-1736), der Schwiegervater Christoph Kühns (* 1689) die Kutschnernahrung Krampe Nr. 18 von der Stadt Grünberg. Nach Michael Horns Tod ging diese über seine Tochter Eva Catharina auf die Familie Kühn über. Über 250 Jahre blieb das mehr als sechs Hektar große Bauerngut in Familienbesitz. Durch Heirat unter den Bauernfamilien kamen Weingärten, Acker-, Forst- und Wiesenflächen anderer Kramper Güter in den Besitz der Familie Kühn, beispielsweise von der Kutschnernahrung Krampe Nr. 23 der Familie Adam und der Häuslernahrung Krampe Nr. 42 der Familie Kettner.


Im nachfolgenden Teil möchte ich Ihnen einen kleinen Überblick zur Geschichte Krampes geben. Dazu gehörten ein historischer Streifzug zur Ortsgeschichte und eine Edition des Kramper Urbariums. Abschließend sollen die Werdegänge der Kutschnernahrungen Nr. 18 und Nr. 23 sowie der Häuslernahrung Nr. 42 dargestellt werden.


Der Ort Krampe war bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ein Teil des preußischen Landkreises Grünberg in Schlesien. Dieser bestand ab 1742 mit der Kreisstadt Grünberg. Nach der preußischen Eroberung eines Großteils Schlesiens im Jahre 1741 wurden durch königliche Kabinettsorder in Niederschlesien die preußischen Verwaltungsstrukturen eingeführt. Dazu gehörte neben der Einrichtung zweier Kriegs- und Domänenkammern in Breslau und Glogau auch deren Gliederung in Kreise und die Einsetzung von Landräten zum 1. Januar 1742.

 

In diesem Kreis Grünberg und den dazugehörigen Dorfschaften waren vorrangig Großgrundbesitzer und bäuerliche Bevölkerung vorzufinden.  Zu den für die Kühnche Genealogie relevanten Grünberger Dorfschaften zählten Drentkau (heute: Drzonków), Fürstenau (Książ Śląski), Heinersdorf (Jędrzychów), Kühnau (Chynów), Krampe (Krępa), Külpenau (Kiełpin), Lansitz (Łężyca), Lawaldau (Racula), Sawade (Zawada), Schertendorf (Przylep), Wittgenau (Wilkanowo) und Woitscheke (Wysokie)

 

Krampe war der am weitesten nördlich in Richtung der Oderwiesen und dem Oderwald gelegene Ort des Kreises Grünberg. Das Straßendorf gehörte, wie die Nachbardörfer Lansitz, Sawade und Kühnau, zur Kämmerei Grünberg. Als Berufsstände waren vorrangig Gärtner, Häusler, Kutschner und Fischer vorzufinden.

 

Erstmals wurde Krampe in einer Urkunde vom 21. Januar 1430 schriftlich erwähnt, in der die Freiheiten und Gerechtsame der Kühnauer Bauern Ordnung fanden. Zu dieser Zeit war Krampe noch eine kleine junge Grünberger Kolonie. Seinen Namen verdankte das Dorf wahrscheinlich der slawischen Bezeichnung des ortsnahen Flüsschens „Krampe“. Der Bach entsprang bei Prittag, mündete in den Kramper Mühlgraben und den Kontopp-See. Bis 1945 war er als Entwässerungskanal auf den Landkarten vorzufinden. Diese Wasserkraft wussten die Kramper geschickt für sich zu nutzen, beispielsweise für den Betrieb einer Mühle, einer Spinnerei und bereits seit dem 16. Jahrhundert für eine Papiermühle, gelegen am oberen Mühlteich. Später befand sich dort die Papierfabrik. In deren unmittelbarer Nachbarschaft befand sich das Grundstück der Familie Kühn.

 

Dank dieser wasserreichen Böden war eine Besiedlung des Ortes aus landwirtschaftlicher Perspektive günstig. Es existierten große fischreiche Teiche, es gab keine Überschwemmungsgefahr und der Ort lag nah an der Niederung. Durch die sehr guten und ertragreichen Böden wurde Krampe als „Versorgerin“ von Grünbergs städtischen Haushalten bezeichnet.

 

Das Gut Krampe gehörte der Stadt Grünberg, die es im Jahre 1596 von Kaiser Rudolph II. erwarb. Zum Gut gehörten das Vorwerk, ein Weinberg sowie eine Schäferei.

 

Krampe besaß eine eigene Dorfschule, jedoch keine eigene Kirche. Seit der Reformation der katholischen Kirche 1517 war Krampe nach Grünberg eingepfarrt. Grünberg selbst war vorrangig katholisch geprägt, weshalb sich eine Vielzahl der hauptsächlich evangelischen Einwohner Krampes mehr der evangelischen Kirche im nahegelegenen Rothenburg/Oder (heute: Czerwieńsk) zuwandten.

 

Bis 1945 besaßen die evangelischen Einwohner Krampes zwei Friedhöfe zur Bestattung ihrer Toten – einen Waldfriedhof und einen weiteren Friedhof hinter der Papierfabrik. Beide Friedhöfe wurden nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung geschändet, zerstört und eingeebnet. Lediglich Fragmente der Birkenallee und einzelner Grabsteine haben sich bis heute erhalten.


Grabstein der Auguste Anna Kühn (* 28.02.1883, + 13.09.1894). Überwachsen von einem Baum, überstand der Grabstein die Einebnung des Waldfriedhofes.
Grabstein der Auguste Anna Kühn (* 28.02.1883, + 13.09.1894). Überwachsen von einem Baum, überstand der Grabstein die Einebnung des Waldfriedhofes.
Wenige Überreste zeugen vom ehemaligen Waldfriedhof.
Wenige Überreste zeugen vom ehemaligen Waldfriedhof.

Zur Volkszählung des Jahres 1900 umfasste die Landgemeinde Krampe 653 Einwohner, im Gutsbezirk Krampe lebten 51 Personen.

 

In ihrer Geschichte waren Krampe und die umliegenden Dorfschaften des Öfteren von Kriegsauswirkungen, insbesondere Einquartierungen fremder Truppen betroffen. Bereits 1629 suchten fünf Kompanien der sogenannten Liechtensteiner Seligmacher Krampe, Sawade und Kühnau heim. Im Sommer und Herbst 1711 lagerte die sogenannte Neutralitätsarmee zwischen Sawade und Krampe. Diese Truppen sollten sicherstellen, dass die Konflikte des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) und des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) nicht ineinander griffen.

 

Drei Tage nach der Schlacht bei Kay (23. Juli 1758 bei Paltzig, Neumark), den Kampfhandlungen zwischen Preußen und Russland im Siebenjährigen Krieg (1756-1763), durchstreiften am 26. Juli 1758 Kosacken das Dorf und plünderten es aus.

 

Während der Napoleonischen Kriege (1803-1815) quartierten große Teile der französchen Grande Armée 1813 in Grünberg und Umgebung.

 

Die gravierendste Zäsur widerfuhr Krampe mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in dessen Folge russische und polnische Streitkräfte Grünberg und die Kämmereidörfer plünderten und besetzten.

 

Der Landkreis Grünberg umfasste zuletzt drei Städte und 63 Landgemeinden. Am 14. Februar  1945 wurde das Kreisgebiet von der Roten Armee besetzt und im Sommer desselben Jahres von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung gestellt. Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus dem Landkreis Grünberg begann der Zuzug polnischer Zivilisten. Erinnerungen an die ehemaligen Einwohner wurden weitestgehend vernichtet.

 

Das ehemalige Kreisgebiet liegt heute in der polnischen Woiwodschaft Lebus, der Ort Krampe trägt den Namen Krępa und beheimatet 671 Personen.